Ein erfolgreicher Entwurf beginnt immer mit einer zündenden Idee, die durchdacht und gründlich entwickelt wird. Die Raumgestaltung ist dabei weit mehr als eine bloße Zusammenstellung von Möbeln, Farben und Materialien. Sie folgt einer Vision, die es dem Raum ermöglicht, eine Geschichte zu erzählen, die den Nutzer sowohl funktional als auch emotional anspricht.
Raumanalyse und Grundstruktur
Zu Beginn jedes Entwurfsprozesses steht eine detaillierte Analyse des bestehenden Raumes. Der Raum kann bereits existieren und verändert werden oder erst entstehen, etwa im Falle eines Neubaus. Dabei ist es entscheidend, den Raum hinsichtlich seiner Grundstruktur zu untersuchen: Ist er schmal und lang oder eher quadratisch? Gibt es sichtbare Zonen oder Symmetrien, oder handelt es sich um eine eher asymmetrische Raumaufteilung? Wie ist die Belichtungssituation? Kommt Licht von mehreren Seiten oder nur aus einer Richtung?
Diese Analyse hilft, sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte des Raums zu erkennen. Aufgabe des Entwurfs ist es dann, die positiven Aspekte zu unterstreichen und die weniger vorteilhaften Elemente in den Hintergrund zu rücken. Es entsteht eine Konzeptidee, die sowohl die funktionale als auch ästhetische Wirkung des Raumes berücksichtigt.
Die Entwurfsidee: Der Genius loci und die Raumgeschichte
Jeder Raum hat seinen ihm eigenen Charakter, den sogenannten Genius loci – der Geist bzw. das Besondere des Ortes. Ein guter Entwurf macht diesen einzigartigen Charakter sichtbar und betont ihn. Gleichzeitig sollen negative Aspekte des Raums entschärft und positiv umgelenkt werden. Die Geschichte, die der Raum später erzählen soll, wird durch Gestaltungselemente wie Farben, Formen, Materialien und Lichtquellen transportiert. Dabei kann sich ein roter Faden durch den Entwurf ziehen, der sich in wohl dosiert in wiederkehrenden Gestaltungselementen zeigt, ohne dabei zu dominant zu wirken. So bleibt die Spannung und die Faszination für den Raum erhalten.
Farbkonzepte und Raumzonierung
Ein wirkungsvolles Element im Entwurf ist das Farbkonzept. Farben können verwendet werden, um verschiedene Zonen im Raum zu schaffen und diese voneinander abzugrenzen. Diese Herangehensweise hilft, den Raum zu strukturieren und zu definieren. Ein Beispiel hierfür ist die Anwendung von Farbe zur Akzentuierung bestimmter Bereiche.
In unserem Projektbeispiel umfassen zwei grüne Farbwinkel an den Wänden das Ladenbüro und präsentieren es zum Schaufenster hin, während ein orangefarbener Winkel in Wand und Decke den Besprechungsbereich im Raum markiert und ihm eine besondere Bedeutung verleiht. Die Kombination dieser Farben, unterstützt durch eine fein abgestimmte Beleuchtung und Regaleinbauten, sorgt für eine klare Zonierung, die der Raumgestaltung eine harmonische und ansprechende Struktur verleiht.
Gestaltung als Antwort auf Raumdefizite
Manchmal werden die unvorteilhaften Aspekte eines Raums als Chance genutzt. Statt problematische Elemente wie tragende Stützen zu verstecken, werden diese als integraler Bestandteil des Entwurfs übernommen und in das Gestaltungskonzept eingefügt. Weitere Stützen könnten hinzugefügt werden, sodass diese nicht mehr als störend, sondern als notwendiger Teil des Designs wahrgenommen werden. Solche Lösungen müssen mit der Gesamtidee des Entwurfs in Einklang stehen.y
Anwendungen in privaten und gewerblichen Räumen
Die Grundsätze der Raumgestaltung sind sowohl in privaten als auch gewerblichen Umfeldern von Bedeutung. Der Unterschied liegt oft in der Auswahl der Farben, Formen und Materialien sowie der gewünschten Wirkung des Raumes. In einem gewerblichen Raum wie einem Laden oder Büro könnte der Entwurf darauf abzielen, Aufmerksamkeit zu erregen und eine Marke zu repräsentieren. In einem privaten Raum hingegen wird der Fokus eher auf Komfort und Wohlgefühl liegen. Doch unabhängig vom Einsatzort muss der Raum eine Atmosphäre schaffen, die zu seiner Nutzung passt und den Nutzer emotional anspricht.

Identifikation und Begeisterung des Nutzers

Der wichtigste Aspekt eines gelungenen Entwurfs ist die Identifikation des Nutzers mit seinem Raum. Der Raum soll nicht nur funktional sein, sondern dem Nutzer auch gefallen und ihm die Möglichkeit bieten, sich mit der Gestaltung zu identifizieren. Ein guter Entwurf setzt voraus, dass der Nutzer die Gedanken und Überlegungen hinter der Gestaltung versteht und mit der Geschichte, die der Raum erzählt, verbunden ist. Wird diese Identifikation erreicht, entsteht ein Raum, der sowohl funktional als auch emotional ansprechend ist.
Fazit
Die Kunst des Entwerfens besteht darin, eine Geschichte zu entwickeln, die sowohl die praktischen Bedürfnisse des Nutzers als auch seine emotionale Verbindung zum Raum berücksichtigt. Ein erfolgreicher Entwurf schafft es, die Identität des Raums und seiner Nutzer miteinander zu verbinden und eine langfristige, positive Wirkung zu erzielen.