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Kleines Lexikon der Innenarchitektur

Grundrissoptimierung

Ein Optimum an Fläche …

Die Anpassung des Grundrisses an die konkreten Bedürfnisse der Nutzer ermöglicht eine optimale und individuelle Nutzung der zur Verfügung stehenden Fläche.

Passt der Grundriss zu uns? Ermöglicht er eine Nutzung, wie wir sie uns wünschen? Bekommen wir unsere bestehenden Möbel unter? Wie wird der Raumeindruck sein?

Diese und ähnliche Fragen beschäftigen die Käufer einer Neubauwohnung ebenso wie die Bauherren eines Hauses. Oftmals stehen dabei bereits konkrete Grundrisse als Verkaufsgrundlage im Raum, über die es zu entscheiden gilt.

Für den Laien ist es dabei oftmals schwierig, von der bloßen Grundrisszeichnung auf das wirkliche Raumvolumen und die tatsächlichen Größenverhältnisse zu schließen. Auch birgt jedes Objekt in der Regel Aspekte, die sich als vermeintlich unvorteilhaft erweisen, und die eine Entscheidung erschweren, wie z.B. das Fehlen eines weiteren Zimmers, in dem man gerne Gäste untergebracht hätte, oder die Tatsache, dass das Wohnzimmer scheinbar zu klein für das bestehende und liebgewonnene Sofa ist …

Es empfiehlt es sich, vor der endgültigen Entscheidung zum Kauf eines Objektes sicherzustellen, dass der Grundriss die wesentlichen Anforderungen auch wirklich erfüllt. Eine maßstäbliche Entwurfsplanung macht hier sehr schnell deutlich, welche Bereiche wunschgemäß funktionieren und welche problematisch sind. Dieser Planung liegt  idealerweise das detaillierte Raumprogramm der späteren Bewohner zu Grunde, dabei integriert die Planung vorhandenes Mobiliar, welches in den neuen vier Wänden wieder zum Einsatz kommen soll, genauso wie Neumobiliar und Innenausbauten, die die avisierte Nutzung ermöglichen.

Mit der Erarbeitung des Entwurfskonzeptes wird sehr schnell deutlich, ob und an welchen Stellen der vorgegebene Grundriss zwickt. In vielen Fällen, gerade in solchen, bei denen das Verkaufsobjekt noch nicht gebaut, sondern erst in der Planungsphase z.B. eines Bauträgers steckt, lässt sich durchaus Einfluss auf die Grundrissgestaltung nehmen und das Objekt somit für die eigenen Bedürfnisse optimieren.

In dem abgebildeten Beispiel stellte sich der Hauptraum, der die Funktionen Küche, Speisen und Wohnen unterbringen sollte, als zu klein heraus, um das erst kürzlich angeschaffte Mobiliar wieder unterzubringen. Zudem machte die Flächenanalyse deutlich, dass der Raum mit den bis dahin vorgesehenen Wandstellungen sehr beengt und nicht großzügig gewirkt hätte. Da ein großes Kellerabteil vorhanden war, wurde der Grundriss in Absprache mit dem Bauträger in der Weise verändert, dass auf einen ursprünglich in der Diele vorgesehenen Abstellraum verzichtet und seine Fläche dem Hauptraum zugeschlagen wurde. Eine doppelflügelige Verbindungstür zwischen Diele und Wohnraum wurde nicht ausgeführt, sondern durch eine raumhohe Ganzglasschiebetür ersetzt, die die Grundfläche des Eingangsbereiches optisch mit zum Wohnraum wirken lässt und den Raumeindruck dadurch nochmals vergrößert. Die ursprüngliche Küchenzeile sowie der Speisebereich wurden um 90° gedreht und in die Ausrichtung des Wohnraumes eingebunden.

Weiter wurden zwei ursprünglich gleichgroße rückwärtige Räume dieser Etage durch Versetzen der Trennwand in ein großzügiges Schlafzimmer mit Ankleide und ein kleineres, untergeordnetes Arbeits- und Gästezimmer verändert.

Auch im Flur des oberen Maisonette-Geschosses wurde auf einen Abstellraum im Bereich der Treppe verzichtet und dadurch eine kleine Galerie geschaffen, die dem Treppen- und Dielenbereich eine großzügige und atmosphärische Qualität verleiht. Die anstelle der Abstellräume vorgesehenen Einbauschränke schaffen dabei nun sogar eine vergleichsweise größere Staufläche als zuvor.

Mit den beschriebenen Maßnahmen konnte eine für die Nutzer perfekt funktionierende und dabei gestalterisch individuelle und besondere Lösung entstehen.

Neben den veränderten Positionen von Wänden und Türen wurde aufbauend auf den Entwurf gleichzeitig auch die technische Ausstattung der Wohnung hinsichtlich der Elektro- und Sanitärinstallationen definiert. Mit einer Vorgabeplanung für die entsprechenden Fachingenieure wurden die notwendigen technischen Einrichtungen wie Stromauslässe, Lichtschalter und Steckdosen an den benötigten Positionen angegeben, die für die Funktionsfähigkeit der Grundfläche ebenso wichtig sind, wie die richtige Stellung von Wänden und Türen.

Wichtig für das beschriebene Vorgehen ist jedoch die rechtzeitige Auseinandersetzung mit den Anforderungen an Wohnung oder Haus und eine entsprechend frühzeitige Planung, damit noch Einfluss auf die Rohbauplanung genommen werden kann. Auch ist es notwendig, ein solches Vorgehen im Vorfeld mit einem möglichen Bauträger und dessen Hochbauarchitekten abzustimmen und zu vereinbaren. Schließlich ist der stetige und gute Austausch mit beiden notwendig, um fortlaufend abzustimmen, was im Rahmen des laufenden Projektes mit ggf. auch anderen Wohneinheiten möglich ist und was nicht.

Mit der rechtzeitigen und richtigen Vorarbeit kann dann ein Optimum an Fläche erzielt werden …