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Kleines Lexikon der Innenarchitektur

Elektroplanung

Der perfekte Anschluss

Die Ausstattung einer Wohnung oder eines Hauses mit maßgeschneiderten Elektroinstallationen trägt entscheidend zu deren Qualität und Komfort bei.

Man möchte an einer bestimmten Stelle des Raumes eine Leuchte aufstellen, und genau an dieser Stelle gibt es keine Steckdose! Die neue Wohnwand könnte sehr gut die TV- und HiFi-Anlage beherbergen, leider sind aber die Antennenanschlüsse auf der gegenüberliegenden Raumseite eingebaut. Im neuen Wohnbereich soll bewusst auf eine Deckenleuchte verzichtet werden, der bereits vorhandene Stromauslass bleibt aber trotzdem zumindest mit einer Blenddose „sichtbar“ und verschandelt den Raumeindruck.

Sicherlich muss diese Situation hingenommen werden, wenn es darum geht, einen bestehenden Raum spontan und nur temporär umzugestalten, vor allem, wenn dieser nur auf absehbare Zeit angemietet ist. Beim Umbau oder bei der grundlegenden Renovierung der eigenen vier Wände, auf jeden Fall aber bei einem Neubau, sollte daher genau darauf geachtet werden, dass die benötigten Elektroinstallationen an den entsprechenden Stellen vorgesehen werden.

Dazu ist es unbedingt notwendig, dass frühzeitig ein Entwurfskonzept für die Einrichtung und den Innenausbau der entsprechenden Räume erarbeitet wird. Nur so lässt sich maßgenau festlegen, an welchen Stellen entsprechende Elektroanschlüsse eingebaut werden müssen.

Das Problem bei vielen Bauprojekten besteht darin, dass das Thema Elektroeinrichtung zu einem Zeitpunkt geplant wird, bei dem die finale Nutzung, meist auch der eigentliche Nutzer noch gar nicht feststehen, wie z.B. bei der Planung von Mietwohnungen. Räume können dann nur mit einer allgemeinen Grundausstattung ausgerüstet werden. Diese besteht in der Regel aus einem mittigen Stromauslass in der Decke, einem Lichtschalter an der Eingangstür und einer gewissen Anzahl von Steckdosen, meist im Bereich der Zimmerecken. Antennen- und Telefonanschlüsse finden sich meist nur in einem Raum, der vom Planer für die entsprechende Nutzung vorgesehen ist. Weicht die gewünschte Raumnutzung des Bewohners dann aber davon ab, sind die eingangs beschriebenen Probleme vorprogrammiert.

Das Thema Elektroplanung, welches einhergeht mit den Themen „Beleuchtung“ und „medientechnische Ausstattung“, wird häufig zu spät angegangen, nämlich dann, wenn bereits andere Randbedingungen geschaffen sind. Sehr oft müssen dann Bauherren-Entscheidungen spontan und unter Zeitdruck getroffen werden, oft sind es die falschen.

Ein Entwurf für Einrichtung und Innenausbau ist daher schon in der Planungsphase eines Bauprojektes zwingend notwendig, damit die vorgesehene Elektroausstattung die spätere Nutzung möglich und komfortabel macht. Der Innenarchitekt erstellt hierzu eine Elektro-Vorgabeplanung, die sogenannten „Leitdetails“, die sich aus seiner Raumplanung ergeben. Diese werden dann vom Elektro-Fachplaner entsprechend den technischen Vorschriften berechnet und in dessen Ausführungsplanung übernommen.

Im Bereich der Küche wird dies am deutlichsten: Hier muss feststehen, an welcher Stelle welches Küchengerät zum Einsatz kommen soll, damit die entsprechenden Stark- und Schwachstromanschlüsse richtig positioniert werden können. Es geht aber weiter z.B. mit Fragen der Beleuchtung: An welchen Stellen soll mit Deckeneinbauleuchten gearbeitet werden? Wenn es später Abhangdecken gibt, lassen sich flächenbündige Einbauleuchten manchmal noch nachträglich montieren. Handelt es sich bei der sichtbaren Raumdecke jedoch um die Unterseite der tragenden Stahlbetondecke, müssen hier bereits schon zum Zeitpunkt des Rohbaus entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Bevor die Decke gegossen wird, müssen passende „Töpfe“ in der Beton-Schalung vorgesehen werden, die den Hohlraum in der Decke für den späteren Einbau der Leuchten aussparen.

Ein häufig unterschätztes Thema ist die Schaltung von Leuchten. Gerade in großen, fließend ineinander übergehenden Räumen ist es sinnvoll, Leuchten mit Wechselschaltern von verschiedenen Positionen im Raum ein- und ausschalten zu können. Dabei geht es nicht ausschließlich um Deckenleuchten, sondern ebenfalls um die Schaltung von Tisch- und Stehleuchten. Diese können problemlos mit Raumschaltern betätigt werden, wenn am vorgesehenen Aufstellort eine schaltbare Steckdose zum Anschluss der Leuchte vorgesehen ist. Gleiches gilt für Wandleuchten. Obwohl Letztere sehr schöne Möglichkeiten für eine atmosphärische Raumbeleuchtung darstellen, findet man sie nur relativ selten, weil zum Zeitpunkt der technischen Planung das Thema Atmosphäre noch nicht anstand.

Weitere Installationen jenseits der Standartausstattungen sind beispielsweise Bodenauslässe für frei im Raum stehende Leuchten, z.B. im Bereich einer mittig im Raum stehenden Sitzgruppe, Dimmer, Lautsprecher- und Netzwerkdosen, schaltbare Anschlüsse für indirekte Beleuchtungen in Möbeleinbauten, elektrische Fensteröffner und Jalousien, Bewegungsmelder, Anschlüsse für Wandleuchten im Bereich von Treppenstufen, etc. … die Reihe ließe sich unbegrenzt fortführen.

Fazit: Die gewünschte Nutzung sollte die Ausstattung eines Raumes mit Elektroinstallationen bestimmen und nicht umgekehrt. Dann gibt es den perfekten Anschluss!