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Kleines Lexikon der Innenarchitektur

Beleuchtung

Die große Erleuchtung…

Oft wird der guten alten „Lampe“ zu wenig Beachtung geschenkt. Denn in Wahrheit ist sie eine Leuchte! Und genau das, ist auch ihre Aufgabe.

„Das Licht ist das einfache, unzerlegteste, homogenste Wesen, das wir kennen“, schrieb Johann Wolfgang von Goethe. Doch Wesen, die auf den ersten Blick einfach und gutmütig erscheinen, sind oft schwer zu zähmen. Und seit der Erkenntnis des großen Dichterfürsten sind nicht nur weit über 200 Jahre ins Land gezogen. In der Zwischenzeit wurden auch Glühbirnen, Halogenleuchten, Dimmer und andere technische Wunder erfunden.

Das Geheimnis eines perfekten Lichtkonzeptes liegt im Wechsel zwischen direkter und indirekter Beleuchtung. Wird hier gekonnt die Balance gehalten, birgt der Raum beruhigende Zonen und gleichzeitig erhellende Momente. Dadurch wird die Atmosphäre nicht zu ermüdend und dämmrig, aber auch nicht zu grell und aufwühlend.

Fachleute unterscheiden zwischen Funktionslicht und atmosphärischem Licht. Ersteres erhellt den Esstisch, damit niemand im Dunkeln löffelt oder den Schreibtisch, damit auch noch spät daran gearbeitet werden kann. Es brennt auf dem Nachttisch und ermöglicht die Bettlektüre oder scheint in der Küche auf die Arbeitsfläche und lässt das Gemüsehacken verletzungsfreier von der Hand gehen. Das atmosphärische Licht definiert den Raum neu. Es schafft ruhige Sphären oder funktioniert das Sofa in eine Lounge um.

Je nach Einsatzgebiet weitet das Licht den Raum oder erhöht ihn. Deshalb gilt es, in jedem Raum mit verschiedenen Lichtquellen zu arbeiten. Der klassische Deckenauslass, der in jeder neu angemieteten Wohnung wartet, ist meist zu wenig. Das Bild wird erst durch Stand- oder Wandleuchten, Tischleuchten oder Lichtgräben komplettiert. Viele begehen leider den Fehler und denken: „Wir übersäen die Decke mit Spots, und dann wird es schon hell“. Das Gegenteil ist oft der Fall: Da das Licht gebündelt zu Boden geworfen wird und dieser meist  nicht reflektiert, erscheint die Decke dunkel. Bezwecken die Bewohner eine mystische Aura, mag dies funktionieren. Sonst muss mit anderen Lichtquellen gegengesteuert werden. Hier bietet sich beispielsweise ein Gesims an, das die Decke wie ein Band einfasst. Dahinter verstecken sich Leuchtröhren. Sie können nun die Decke mit Licht fluten.

Die richtige Leuchte unterliegt natürlich dem Geschmack des Besitzers. Sie sollte aber auf jeden Fall zur restlichen Einrichtung passen. Die verschiedenen Leuchten können gerne unterschiedlich sein, denn so wird das Auge mit zusätzlichen Farb- und Formspielen verwöhnt. In einem gut gestalteten Raum nimmt eine Leuchte den gleichen Stellenwert wie ein gestaltetes Möbel ein. Auch hier kann gutes Design teuer sein – muss es aber nicht. Zahlreiche preiswertere Hersteller bieten bereits formschöne Objekte.

Eine Leuchte und das von ihr verströmte Licht bestimmen auch die Gewichtung des Raumes. Prangt im Speisezimmer ein ausladender Kristalllüster über dem Esstisch, markiert er ohne Umschweife das wichtigste Element dieses Raumes. Je nachdem, wie tief die Lichtquelle hängt, wird dadurch auch die Platzsituation völlig neu definiert.

Neben der Wahl der Leuchte, gilt es vor allem, auf das geeignete Leuchtmittel zu achten. Die Wattzahl ist hier ebenso entscheidend wie die Lichtfarbe. Denn sie hilft beispielsweise in einem Ankleidezimmer oder bei Einbauleuchten im Kleiderschrank, ein tageslichttaugliches Outfit zusammenzustellen.

Licht erzeugt also eine gewünschte Stimmung oder setzt Möbel und deren Besitzer gekonnt in Szene. Schließlich hat neben Goethe auch Bertold Brecht den Reiz einer guten Beleuchtung in seiner „Dreigroschenoper“ bereits simpel und logisch zusammengefasst: „Und die einen stehen im Dunkeln, und die anderen stehen im Licht. Doch man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht!“